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Roadtrip zu den sieben Seen

Nachts wurden wir von seltsamen Geräuschen an unserer Hütte geweckt. Der Check durchs Fenster offenbarte den Störenfried: Eine Kuh, die es sich mitten in unserem Garten bequem machte und die leckeren Pflanzen verspeiste! Am nächsten Morgen hatte sie uns auch noch eine kleine Überraschung hinterlassen – schönes Willkommensgeschenk =) Dafür konnten wir kaum glauben wo wir gelandet waren: mitten in der Natur. Die kleine Hüttenanlage, ca. 3 km außerhalb von Villa La Angostura, war umgeben von Wiesen, Blumen, einem kleinen Fluss und im Hintergrund die Berge – eine Traumkulisse! Und schon hatten wir wieder Besuch, diesmal von vier Pfoten. Der riesige aber total niedliche Hund der Anlage begrüßte uns freudig und war für die kommenden Tage unser treuer Begleiter, vor allem zu den Essenszeiten. Nach dem Frühstück nutzen wir das Traumwetter und brachen auf in das kleine aber sehr exquisite Dorf Villa La Angostura, welches sich im Sommer in ein Wander- und im Winter in ein Skiparadies verwandelt. Danach ging es ab zum See – es war mit dem Nahuel Huapi noch der gleiche riesige See, den wir aus Bariloche kannten. Die Sonne ließ das türkis-blau des Wassers enorm schimmern und erneut standen wir zunächst einfach ein paar Momente da und betrachteten die kräftigen Farben – traumhaft! Nach ein paar stärkenden Toasts am Strand, ging es dann ab aufs Boot. Mit einer kleinen Biker-Gruppe aus Buenos Aires stachen wir in See und schipperten an der Küste der Quetrihué-Halbinsel entlang, bis wir an ihrem südlichsten Punkt den „Wald der Arrayanes“ erreichten. An Land betraten wir den gleichnamigen Nationalpark und bestaunten die orangefarbenen Baumriesen aus nächster Nähe. Entgegen unserer Erwartungen war wenig los, so hatten wir die Wanderwege fast für uns alleine. Nach einer Runde auf dem Lehr- und Entdeckungspfad ging es die gut 12 km zu Fuß zurück. Ein ständiges Auf und Ab führte uns quer über die Halbinsel und als wir an einer entlegenen Stelle einen kleinen versteckten Strand entdeckten, war die Abkühlung im eiskalten Wasser sehr willkommen. Die Sonne zeigte sich nochmals zum Aufwärmen, dann ging es weiter bis ins Dorf zurück. Die Jungs auf dem Boot hatten uns ein paar kulinarische Tipps gegeben, die wir natürlich gleich ausprobierten. Frisch gezapftes APA (American Pale Ale), dazu leckere Empanadas in einer kleinen Cervezería standen auf dem Plan. Dann wurde endlich mal wieder einkauft und so klapperten wir die Bäckereien, Gemüseläden und Metzger ab, denn am Abend wollten wir unseren tollen Grill für unser erstes Asado zu zweit nutzen. Gesagt, getan und schon brodelte das Feuer, leider bei etwas einsetzendem Regen. Unser neuer vierpfotiger Freund war von Beginn an mit großer Freude dabei – wohlwissend, dass am Ende etwas für ihn herausspringen würde. Auf dem Speiseplan stand Asado-Fleisch, mit Ei gefüllte Paprika und Zucchini. Wie immer beim Asado wurde es spät, dafür war es ein voller Erfolg und wir drei verspeisten alles, bis es schon nach Mitternacht war.

Am folgenden Tag war eine Regenpause angesagt und so wurde er zum Chillertag, an dem wir uns um die Organisation unserer weiteren Reise und Pläne kümmerten, Videocalls mit den Familien starteten und uns abends ein erneutes Asado zubereiteten. Ein Tag Pause tat definitiv mal gut =) Dann heiß es auch schon wieder: Weiter geht’s! In Villa La Angostura beginnt die legendäre Route der sieben Seen bis nach San Martín de los Andes. Auf dieser ca. 100 km langen Traumroute kommt man an (mindestens) sieben Seen vorbei – jeder total verschieden und auf seine Weise einzigartig. Den ersten Stopp legten wir nur 10 min außerhalb des Dorfes ein, wo uns ein schimmernder Sandstrand im türkisgrünen Wasser an die Karibik erinnerte. Bei viel Sonne und wenig Wind waren die Bedingungen für ein kurzes morgendliches Bad im langgezogenen Lago Correntoso ideal, bevor wir ihn eine Stunde lang mit dem Kajak erkundeten. Der angeblich „kleinste Fluss der Welt“, zwischen dem Lago Nahuel Huapi und dem Lago Correntoso, bot anschließend eine super Kulisse für einen Foto-Stopp, bevor es weiter gen Norden ging. Kaum ist man wieder auf der Straße, lockt einen der nächste sagenhafte Ausblick ans Wasser: Der Lago Espejo Grande mit seinem Sandstrand und seiner Kneipe können einfach nicht ausgelassen werden. Kurze Zeit und eine holprige Straße hinab zum See später, saßen wir bei einem leckeren Sandwich zum Lunch am Ufer. Nicht der schlechteste Ort für ein Mittagessen. Marina steuerte die Gaucha anschließend bei argentinischer Musik und bester Stimmung weiter die Ruta 40 entlang, während das Wetter leider etwas umschwenkte. Wolken und Wind zogen auf, für uns aber kein Grund zur Panik. 5 km abseits der Route liegt der Lago Espejo Chico, an dessen Flussverbindung einen das kristallklare Wasser zum Baden einlädt – bei mehr Sonne und weniger Wind gerne =) Vom Winde verweht folgten wir unserem heutigen Tagesziel und an unseren beiden nächsten Stopps am Lago Villarino und am Lago Falkner hatten wir zum Glück die Sonne zurück. Erkundeten wir bei den ersten Stopps am Morgen die Seen noch ausführlicher, hielten wir gegen Nachmittag immer nur noch kurz an und ließen einige Spots auch für den Rückweg aus. Diese Strecke bietet einfach so viele Highlights, dass man sie bei einer Durchreise gar nicht alle aufnehmen kann – spektakulär! Aus dem Nichts tauchte plötzlich eine Farm in den Bergen auf und als wir am Straßenrand eine Hühnerfamilie mit vielen kleinen neugieren Kücken sahen, waren die Seen für einen Moment vergessen: Zuckersüß die Kleinen und so zutraulich! Mit etwas Mühe lockten wir sie weg von der Straße und zurück zur Farm, so dass ihnen hoffentlich nichts passieren würde. Am Lago Machónico, unserem letzten Halt vor San Martín, zeigte sich die Sonne nochmals von der besten Seite und wir strahlten mit ihr um die Wette. Danach ging es nochmals auf die bergige und kurvenreiche Straße, auf das letzte Stück bis San Martín de los Andes. Biegt man dann um die letzte Kurve und erblickt man den Lago Láncar bei langsam untergehender Sonne herrscht große Gefahr, dass man von diesem Anblick erschlagen wird. Also hieß es, rechts ran und genießen. In der Ferne sah man schon die kleine Stadt direkt am See, umgeben von schneebedeckten Bergen, welche die Grenze zu Chile markieren. Mit den letzten Sonnenstrahlen erreichten wir dann unser Ziel, für die kommenden drei Tage, welches im Gegensatz zum kleinen verschlafenen Dorf Villa La Angostura eine wirkliche kleine Stadt in den Bergen war. Dieses mal hatten wir uns bei Nora mitten im Zentrum eingebucht und fanden eine wohlig warm beheizte kleine Hütte in einem ruhigen Viertel vor. Bevor es dunkel wurde, erkundeten wir das kleine Städtchen, welches sich im Winter zu einem Top Skiort verwandelt. Nach einem Bier am See, duschten wir heiß und schmissen hungrig den Herd an. Mit unseren mitgebrachten Resten kochten wir eine leckere Pasta und brachen zu später Stunde noch auf in eine Bar mit Live-Musik, schließlich war Freitagabend und schließlich stand Christians Geburtstag an – Let´s get the party started!

Schon früh morgens wurde ausgiebig Geburtstag gefeiert – digital wurden per Video mit Familie und Freunden Kerzen ausgeblasen, Geburtstags-Alfajores verspeist und natürlich Geschenke ausgepackt – Vielen lieben Dank an alle – für die wunderbaren Momente mit euch, all eure Glückwünsche, Nachrichten und Überraschungen! Was gibt’s schöneres als eine Wanderung mit Picknick an seinem Geburtstag? Genau, also ging es nach den Feierlichkeiten zu Fuß los, raus aus der Stadt und hinauf zum Mirador Bandurrias. Ein toller Wanderweg führt durch den waldigen Berg hinauf, bis man zu einer Mapuche-Siedlung kommt, die hier beheimatet ist. Die Bevölkerung des Mapuche-Stammes lebt heute noch zu großen Teilen in ihren eigenen Gebieten in der Natur, etwas abseits der Städte und Dörfer, in einer Form von Gemeinschaft. Ihre Vorfahren beherrschten einst, bis zur Ankunft der europäischen Eroberer, gemeinsam mit einigen anderen Völkern, ganz Patagonien. Der ewige Streit um das Land ist bis heute nicht beendet und wird es wohl nie sein. Immer wieder gibt es Demonstrationen und Aufstände, die in der Regel aber friedlich ablaufen. Nach einigen Kilometern bergauf kamen wir an der Mapuche-Siedlung an, wo uns eine freundliche Familie um ein paar Pesos für das Betreten ihres Gebiets bat und uns dafür viele Tipps und Informationen gab. Dann ging es auf kleinen Wegen weiter hinauf, bis wir schließlich den Aussichtspunkt erreichten. Hier peitschte der Wind enorm vom See hinauf und so wechselten wir sofort die Klamotten und mussten uns fast fest halten, um nicht weggeblasen zu werden. Der Ausblick ist dafür spektakulär und man spürt die immense Kraft der Natur am ganzen Körper – atemberaubend! Auf der anderen Seite des Berges blickt man fast windstill hinunter auf San Martín de los Andes, nach dem windigen Abenteuer eine willkommene Erholung. Nach dem luftigen ersten Teil der Wanderung ging es zurück zur Siedlung und hinab zu einem Strand mit einer kleinen vorgelagerten Mini-Insel. Ein super Spot zum Picknick mit anschließender Siesta in der Sonne. Was ein Geburtstag! Ausgeschlafen und gestärkt ging es zurück in die Stadt, wo es wieder Handyempfang gab und weitere Geburtstags-Glückwünsche auf der Terrasse einer Kneipe entgegen genommen wurden. Abends kamen dann bei Spätzle und Gulasch kulinarische Heimatgefühle auf. Marina hatte ein typisches Restaurant ausfindig gemacht, welches dieses schwäbische Gericht als Spezialität anbot – zusammen mit einem leckeren Malbec ein gelungener Geburtstags-Schmaus!

Nach all den Feierlich- und Köstlichkeiten vom Vortag, ließen wir unseren bereits letzten Tag in San Martín deutlich entspannter angehen. Mit der Gaucha ging es eine halbe Stunde nördlich der Stadt hinauf zum Lago Lolog, wo wir an einem Kiosk leckere Empanadas kauften und es uns am wunderschönen, ruhigen und sandigen Strand „Playa Bonita“ den ganzen Nachmittag über gemütlich machten. Nach der ausgiebigen Siesta ging es zurück zu unserer kleinen Hütte in der Stadt und wir tauschten die Flip-Flops nochmal gegen Wanderschuhe. Knapp eine Stunde ging es auf der anderen Bergseite hinauf zum „Mirador Arrayanes“, der weitere spektakuläre Ausblicke auf San Martín und den Lago Lácar bot. Unsere Gastgeberin Nora hatte uns von einem englischen Teehaus oben am Berg erzählt und als wir dort ankamen wollten wir nicht mehr zurück. Eine exquisite kleine Tee-Hütte mitten in den Bergen, die zu unserer Überraschung neben 30 verschiedenen Tees nur ein einziges dunkles Dosenbier auf der Karte hatte, aber dafür eine unfassbare Lage bot. So blieben wir bis die Sonne unterging und traten den steilen Rückweg hinab bereits im Dunkeln an. Kurz vor Ladenschluss kauften wir noch ein, schmissen die Heizung in unserer Hütte an und zauberten ein letztes leckeres Abendessen, bevor wir müde ins Bett fielen und in Gedanken schon bei der Rückreise nach Bariloche am nächsten Tag waren.

Diese traten wir mit einer erneut vollgepackten Gaucha und heißem Mate-Tee bereits morgens und auf der gleichen Route, wie auf der Hinfahrt an. Alle ausgelassenen Seen und Spots wollten wir uns heute mit ausreichend Zeit anschauen und diese genießen. So bogen wir nach einer halben Stunde bereits zum „Lago Hermoso“ ab und der Name hielt was er versprach. Ein versteckter See mitten im grünen mit einem kleinen sonnigen Sand. Der perfekte Frühstücks-Ort und Zeit für ein Nickerchen bzw. eine Runde Yoga und Stretching am Strand. Gestärkt und von der Sonne gewärmt ging es weiter und Marina genoss die Traumstraße bei wenig Verkehr und super Wetter am Steuer der Gaucha sichtlich. Die Wasserfälle „Cascadas Nivinco“ waren das nächste Highlight auf der Strecke. Das war der Tipp von den beiden Trampern, die wir in Bariloche in der Vorwoche mitgenommen hatten und sie hatten uns gewarnt, dass man auf diese Wanderung besser ein zweites Paar Schuhe mitnimmt, da es einen Fluss zu durchkreuzen galt. Bereits nach wenigen Minuten wussten wir diesen Tipp sehr zu schätzen und schlürften in unseren Flip-Flops durchs Wasser. Diese liehen wir anschließend an sehr dankbare weitere Wanderer aus und verschonten sie so mit nassen Socken für den restlichen Tag =) Gut eine Stunde ging es am Fluss entlang bergauf und bergab, bis man das plätschernde Wasser schon von Weitem hörte. Wir hatten auf unserer Reise bisher ja schon einige Wasserfälle gesehen, aber dieser übertraf alle, zumal man das Naturschauspiel aus nächster Nähe mit den Füßen im Wasser erleben konnte. Die Versuchung nach einem Bad im eiskalten Wasser war groß, letztlich konnten wir jedoch widerstehen und genossen den fabelhaften Anblick von Land aus. Der Rückweg war schnell gemeistert und weil das Wetter heute so überragend war und fast kein Wind ging, war schnell klar, wo wir unseren letzten Stopp einlegen würden: am Strand des Lago Correntoso, der uns schon bei der Hinreise so super gut gefallen hatte. Kaum angekommen, schlüpften wir in Badehose und Bikini und ab gings es ins Wasser. Waren wir hier in Patagonien oder in der Karibik? So lautete die Frage, beim Anblick des türkis-schimmernden Wassers über dem feinsandigen Boden. Ein sensationeller Schlusspunkt unseres famosen Roardtrips, auf dem wir weit mehr als die angekündigten sieben Seen gesehen haben. Mit Sonnenuntergang ging es zurück zur Gaucha und für 90 Minuten in die Abenddämmerung hinein zurück nach Bariloche. Dieses Mal quartierten wir uns bei Vanesa, 10 km außerhalb der Stadt, in einer Hütte im Wald ein und gönnten uns nach der Ankunft eine leckere Pizza im traumhaften Garten unter dem Sternenhimmel der fußläufigen Cervezería Berlina – Prost und Salud auf einen legendären Roartrip!


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