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AutorenbildLOS TRAVELLERS

Zurück auf der Straße

Am nächsten Morgen starteten wir sicherheitshalber früh und unternahmen keine weitere Tour mehr in Ushuaia – wie sich später herausstellen sollte, eine goldrichtige Entscheidung. Zunächst ging es für knappe vier Stunden die Ruta 3 quer über die Insel Feuerland hinauf. Das Wetter spielte zum Glück mit und so konnten wir nochmal den Beagle-Kanal, die Seen und Berge bestaunen und hielten ab und zu an, um Fotos zu machen. Die einzige Sorge war der immer stärker aufkommende Wind, der das Fahren nicht unbedingt angenehmer machte, mussten wir doch ordentlich Gegensteuern. Als wir die bergige Region verlassen hatten, wurde uns bewusst, wie stark der Wind heute wirklich blies. Kaum ein Auto war auf der Straße unterwegs und so langsam bekamen wir ein mulmiges Gefühl. An einer Tankstelle in Rio Grande rieten uns die Einheimischen dann deutlich davon ab, weiter zu fahren und nährten zum ersten Mal ernsthafte Zweifel, ob die Fähre bei dem Wind überhaupt fahren würde. Doch für uns kam ein Umdrehen nicht in Frage - zumal wir die nächsten Tage bereits fix verplant hatten. So bretterten wir weiter auf die Grenze zu Chile zu und waren so ziemlich alleine unterwegs. Die Gaucha lief wie geschmiert und wir machten uns mit Musik und Mate die Fahrt zum Vergnügen. Als wir an der Grenze ankamen und von den angestauten Autos überrascht wurden, waren wir uns zuerst nicht sicher, ob das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen war. Einerseits waren wir nicht alleine unterwegs, andererseits ging erstmal nichts vorwärts. Wie sich nach kurzer Wartezeit herausstellte, machten die Grenzwächter aber einfach nur eine gechillte Mittagspause und ab 14 Uhr lief der Grenzverkehr wieder. Wir kannten das Prozedere bereits von der Hinfahrt: Ausstempeln in Argentinien auf Feuerland, eine kurze Grenzpassage, dann Einstempeln in Chile für die 200 km Transit-Strecke. Leider hing am Grenzschalter bereits ein Schild, dass die Fähre aufgrund des enormen Windes wirklich nicht mehr fuhr – und jetzt?! Große Alternativen hatten wir keine, also setzten wir alles auf eine Karte und fuhren trotzdem weiter. Seán steuerte die Gaucha gekonnt durch chilenische Gefilde und der heiße Mate wärmte uns in der bis unters Dach voll beladenen Gaucha. Dann wurde es spannend. Ein kilometerlanger Autostau vor dem Fährableger hieß zunächst nichts Gutes. Als wir dann zu unserer großen Freude jedoch die beiden Schiffe im Wasser sahen, war die Erleichterung groß: Sie fuhren wieder und kämpften sich durch den Wind und die raue See. Speziell beim Anlegen hatten sie größte Probleme und brauchten mehrere Versuche. Jetzt galt es nur noch zu warten und zu hoffen, dass wir es rechtzeitig auf eine der Fähren schaffen würden, denn die Grenze schloss offiziell um 22 Uhr. Nach knapp zwei Stunden schafften wir es gegen 20:30 Uhr auf die dritte Fuhre und nach der halbstündigen Überfahrt hieß es: Vollgas Richtung Grenze! Zum Glück rollten wir als einer der ersten von Bord und hatten damit einen kleinen Zeitvorsprung vor den anderen Autos. Die sonst üblichen 90 km/h überschritten wir ausnahmsweise und bereiteten unsere Pässe bereits fürs Ausstempeln in Chile vor. Eine halbe Stunde dauerte es trotzdem und so kamen wir erst um 22.05 an der argentinischen Grenze an. Offenbar hatten die Wächter aber ein Nachsehen für die besonderen Bedingungen heute und ließen uns auch mit etwas Verspätung noch rein – Geschafft! Die letzten 100 Kilometer bis Rio Gallegos wurden völlig relaxed zurück gelegt und nachdem wir am Hotel ankamen, fanden wir auch noch eine Pizzeria, die uns um Mitternacht ein warmes Essen servierte. Was ein Reisetag – glücklich aber erschöpft fielen wir ins Bett und waren gespannt, was uns am nächsten Tag erwarten würde.

Leider folgte am nächsten Morgen die große Überraschung. Coronabedingt mussten wir unsere Pläne leider kurzfristig ändern und anstatt, wie ursprünglich geplant, nach Chile einzureisen, war eine Quarantäne-Woche in Rio Gallegos angesagt. Seán und Mariana konnten zum Glück weiterreisen und wir organisierten ihnen kurzerhand einen Bus nach El Calafate sowie ein Alternativ-Programm auf der argentinischen Seite. So bekamen sie den Perito-Moreno Gletscher zu sehen, genossen ein leckeres Abendessen in den Höhlen am See und bestaunten Gletscher Upsala und Spegazzini auf einer Bootstour auf dem Lago Argentino. Anschließend reisten sie mit dem Bus weiter ins Bergdorf El Chaltén, wo sie sich schonmal mit den Wanderwegen vertraut machten, ehe wir zwei Tage später mit der Gaucha von Rio Gallegos aus einrollten. In der Zwischenzeit hatten wir la Gaucha beim Ölwechsel (10.000 km waren bereits absolviert) und mit einem Sicherheits-Kit sowie dem lang gesuchten und vorgeschriebenen Feuerlöscher ausgestattet. Nach sechs Stunden bereits bekannter Strecke quer durch die argentinische Steppe kamen wir nachmittags in El Chaltén an und trafen unsere beiden Freunde direkt auf der Dorfstraße auf der Rückkehr ihrer kleinen Tageswanderung. Die Wiedersehensfreue war riesig, wir gingen spontan ein Bier trinken und schmiedeten Pläne für die kommenden Tage. Danach war für die beiden Siesta angesagt und wir nutzten das tolle Wetter und machten uns ebenfalls ans Einlaufen zum Aussichtspunkt „Mirador de los Condores“ über El Chaltén. Der überragende Ausblick auf den Fitz Roy und seine bergigen Begleiter ist jedes Mal aufs Neue sensationell und beeindruckend. Wir hatten gefühlt die letzten beiden Zimmer im ganzen Dorf ergattert – leider aber nicht in der gleichen Unterkunft. Während Seán und Mariana in der Pudu Lodge untergekommen sind, buchten wir uns in einem kleinen Hostel ein. Nach einem herzlichen Willkommensgruß der Hunde vor unserem Hostel und einer heißen Dusche drinnen, trafen wir uns zum Abendessen in der bekanntesten Cervecería des Dorfes und hatten bei leckerem Eintopf und kühlem Bier natürlich viel zu erzählen. Wiedervereint und bereit für die anstehenden Wandertage traten wir unsere Heimwege an und schliefen nach dem langen Tag schnell ein.

Unsere erste große Wanderung ging zur bekannten Laguna Torre. Mariana hatte am Vortag einen alternativen Einstieg direkt hinter ihrer Lodge entdeckt und diese Neuentdeckung nutzen wir gleich zum Start. Bei strahlendem Sonnenschein aber enormem Wind ging es zunächst gut bergauf, bis wir die Hochebene erreicht hatten. Vom famosen patagonischen Riesenhasen verfolgt, ließen wir es gemütlich angehen und hatten mit den starken Windböen ganz schon zu kämpfen. Letztlich meisterten wir den Aufstieg aber souverän und vom Winde verweht hatten wir sogar noch Erfolg beim Geo-Cashing. Seán hatte als erfahrener Geo-Casher die GPS-Koordinaten des gescuhten Gegenstands eingespeichert und so fanden wir den versteckten „Schatz“, trugen uns ins Logbuch ein und legten die nächsten 6 Kilometer durch das Tal weiter in Richtung Lagune fort. Der Wind blies unermüdlich weiter und der Blick auf den Cerro Torre blieb uns heute Dank einer dichten Wolkendecke leider verwehrt. Dafür konnten wir unsere Ausrüstung heute mal so richtig testen und die Windjacken hielten den Anforderungen bravourös Stand. Kurz vor dem heutigen Tagesziel legten wir noch eine Obst-Pause ein, ehe wir den letzten kleinen Hügel passierten und plötzlich vor einer Lagune voller Eisschollen standen. Gefühlt tobte der Wind hier nochmal ein paar km/h stärker – so kämpften wir uns den kleinen Abhang zur Lagune bergab und gaben alles, um nicht umgeblasen zu werden. Kaum waren wir am Wasser angekommen und wollten die ersten Fotos machen, gab es eine feuchte Überraschung. Wir nannten es „die Taufe“, als eine Windböe direkt übers Wasser fegte und uns für einige Sekunden mit eiskaltem Wasser übergoss. Manche legten sich zu Boden, andere versuchten sich in Sicherheit zu bringen – wir drehten uns einfach um und ließen die kalte Dusche von hinten über uns ergehen. Zum Glück war das Schauspiel nach wenigen Sekunden beendet und wir alle pitschnass =) Dafür war die Lagune nun wie leer gefegt und wir hatten sie fast für uns alleine. In der Hoffnung, dass uns eine weitere Dusche erspart blieb, genossen wir den herrlichen Anblick und das einmalige Naturschauspiel der vielen schwimmenden Eisschollen vor einer dunklen Wolkenfront. Für unser mitgebrachtes Lunch war uns die Location aber dann doch zu ungemütlich und so verspeisten wir die Empanadas im vor Wasser und Wind geschützten Wald. Dann spazierten wir wieder zurück und blieben bis kurz vor El Chaltén trocken. Erst auf den letzten Metern bergab setzte der für heute angekündigte Regen wirklich ein und wir flüchteten uns in eine Cervecería zu Pommes und einer Runde Indian Pale Ale – Salud! Nach der obligatorischen heißen Dusche und einer kurzen Siesta gab es abends noch leckere Pasta und Vino, bevor wir es mit unseren letzten Körnern ins Bett schafften. Am nächsten Tag war super Wetter angekündigt und daher stand die Königsetappe hinauf zur Laguna de los Trés an!


Der Wind war verflogen und der Himmel strahlte azurblau, als wir unser Hostel am frühen Morgen zum Frühstücken verließen – ein perfekter Tag in den Bergen kündigte sich an. Nach Rührei und Kaffee in der Bäckerei um die Ecke, kauften wir noch etwas Proviant ein, ehe wir schon am Startpunkt unserer heutigen 25 km Tour standen. Wir waren definitiv nicht die Einzigen, die das tolle Wetter nutzen wollten und so war im Gegensatz zum Vortag ziemlich viel los. Die ersten zwei Kilometer ging es stetig bergauf, bis der erste Aussichtspunkt für den morgendlichen Aufstieg entlohnte. Danach ging es einige Kilometer weiter bergauf und bergab, bis sich der Fitz Roy das erste Mal aus der Nähe zeigte. Zu viert hatten wir eine super Stimmung, legten einige kleine Pausen ein und konnten es dann kaum abwarten, oben an der Lagune zu stehen. Doch vorher wartete noch der finale Aufstieg, bei dem es nochmals 400 Höhenmeter steil bergauf zu überwinden galt. Auch diesen Anstieg meisterten wir gekonnt und genossen den sensationellen Anblick oben, gemeinsam mit dem zutraulichen Lagunen-Fuchs und den vielen Touristen aus aller Welt. Wir hatten wieder Empanadas im Gepäck und die Überraschung war perfekt, als unsere beiden Freunde zwei gekühlte Bierdosen auspackten – sie kannten uns offenbar sehr gut: ein überragendes Gipfelbier! Nachdem wir uns satt gesehen hatten, gingen wir noch etwas weiter, den Nachbarhügel hinauf und hatten die „Laguna Sucia“ fast für uns alleine. Von hier oben kann man beide Lagunen gleichzeitig überblicken, während die Kondore über einem kreisen. Die Sonne brutzelte hier oben gnadenlos auf uns runter und so dauerte es nicht lange, bis wir unsere Füße ins kühle Lagunenwasser tauchten – was eine Erfrischung! Erst am späten Nachmittag traten wir den Rückweg an und legten am Strand der idyllischen Laguna Capri noch eine letzte Pause inklusive Siesta ein. Dann ging es die restlichen Kilometer wieder bergab und auf dem Rückweg sahen wir einige mit sich kämpfende Touristen beim Abstieg. Leider wurde es zum Schluss nochmals Ernst, als und die örtliche Bergwacht in schnellem Schritt und mit Tragen ausgestattet entgegen eilte – offenbar war etwas passiert und sie mussten jemanden retten. In der Hoffnung, dass alles gut ging liefen wir direkt zum kleinen aber feinen Restaurant „La Tapera“, wo wir vom Besitzer freudig empfangen wurden. Marina kannte ihn, wie so viele hier, noch aus ihren Arbeitszeiten und nach zwei Jahren Pandemie-Pause war die Wiedersehensfreude immer entsprechend groß. Wir gönnten uns eine Suppe und ein riesiges Steak zur Feier des Tages, mit einem heißen Schokovulkan frei Haus zum Abschluss. Als es dunkel wurde, kehrte der Wind zurück und machte uns den Heimweg mit vollen Bäuchen schwerer als gedacht. Die letzte Nacht im Bergdorf stand an und wir schliefen erneut wie Babys.

An unserem letzten gemeinsamen Wandertag in El Chaltén machten wir uns auf zum für uns noch unbekannten „Refugio Piedra del Fraile“. Dazu ging es zunächst mit der Gaucha für 17 Kilometer die Schotterpiste ins Tal entlang, in Richtung der naheliegenden Grenze zu Chile und dem angrenzenden Lago Desierto. Diese kann in normalen Zeiten in einem mehrtägigen Fußmarsch überquert werden – zur Zeit ist sie jedoch geschlossen. Nach einer knappen halben Stunde parkten wir vor einer Brücke, zogen unsere Wind- und Regenklamotten an und spazierten am Fluss entlang durch das Tal. Rechts und Links von uns türmten sich die patagonischen Berge auf und ab und zu erhaschten wir einen Gipfelblick durch die dichte Wolkendecke. Der Weg führte uns durch den Wald, über größere und kleinere Brücken bis wir mit dem einsetzenden Regen nach knapp zwei Stunden das Refugio erreichten. Es war rappelvoll und alle, die den schönen Campingplatz des Refugios zum Zelten nutzen, tummelten sich im warmen Gästeraum. Hier wurde Karten gespielt, gewürfelt, gegessen und auf der Gitarre geklimpert. Wir ergatterten uns mit Glück ein paar Plätze am Tisch, bestellten ein kühles Bier, heiße Schoki und eine warme Suppe und zockten, bis das Essen kam, eine Runde Kniffel. Dann wurde aufgetischt und wir ließen uns eine leckere Gemüsesuppe mit Brot schmecken. Nach der Mittagspause ging es wieder durch den Wald zurück und da sich die Sonne zeigte, konnten wir ein letztes Mal die Nordflanke des Fitz Roy bewundern. Schon brausten wir mit der Gaucha wieder zurück zum Dorf und voll beladen direkt weiter bis nach El Calafate. Christian und Seán wechselten sich mit dem Fahren ab und Mariana bekam auf der Fahrt schließlich noch ihre heiß ersehnten Guancaco-Fotos. Nach knapp drei Stunden erreichten wir El Calafate und machten uns in unseren im Vorfeld gebuchten Zimmern in der großen Hosteria Posta Sur frisch. Dann ging es auch schon zum letzten gemeinsamen Abendessen ins legendäre Restaurant „La Zaina“, einem umgebauten ehemaligen Pferdestall, von dem Marina den Besitzer noch gut kannte. Mittags machten wir noch Fotos von ihnen, abends gab es Guanaco-Fleisch zur Vorspeise. Mit Gewürzen und in Essig und Öl eingelegt auf einem selbst gebackenen Brot serviert, eine wahre Köstlichkeit. Die Spezialität des Hauses, eine saftige Lammkeule, hielt was sie versprach und der Pfannkuchen mit Dulce de Leche zum Nachtisch sowie ein Mousse au Chocolat rundeten den Schmaus voll ab. Dann ging es für ein letztes Bier in die beste Brauerei der Stadt und dank der milden Temperaturen stießen wir im Freien mit dem mit Abstand besten Indian Pale Ale der vergangenen zwei Wochen auf unsere gemeinsame Reise an, ehe wir den Rückweg zur Hosteria auf uns nahmen. Am nächsten morgen wurde gefrühstückt, gepackt und noch eine Runde am See entlang spaziert. El Calafate heißt nicht umsonst „Dogtown des Südens“. Die Stadt ist wirklich voll von Straßenhunden, die es lieben, die Spaziergänger zu begleiten. So hatten wir schnell einen vierbeinigen Freund an unserer Seite, der uns für den Rest des Tages begleitete, vor anderen Hunden „beschützte“ und uns nicht aus den Augen ließ. Im See tummelten sich die hier ansässigen rosaroten patagonischen Flamingos, die uns für das Foto aber leider nur ihre entzückenden Hinterteile präsentierten. Die restliche Zeit des Tages wurde für ein Lunch und eine Shopping-Tour genutzt, ehe wir ein letztes Mal gemeinsam anstoßen und uns auf den Weg zum Flughafen machten. Für Seán und Mariana endete ihre Reise mit uns hier und sie flogen zurück nach Buenos Aires – wo sie ein Hitzewochenende mit Temperaturen über 42 Grad erwartete. Nach dem emotionalen Abschied am Gate ging es für uns zurück in die Hosteria und wir nutzen den Abend noch, um Wäsche zu waschen, Christians Rucksack reparieren zu lassen und für ein leckeres Abendessen, bevor auch wir uns ans Packen machten und früh ins Bett gingen, da wir am nächsten Tag unsere Reise gen Norden fortsetzen würden.

Gleich nach dem Frühstück ging es ab auf die Ruta 40 für 350 Kilometer durch die patagonische Steppe – davon ein Viertel auf Schotterpisten – bis wir nach einem Lunch-Stopp nachmittags im Mini-Ort „Gobernador Gregores“ eintrafen. Wir kannten das Hostel noch von der Hinreise und steuerten aus der guten Erfahrung vom letzten Mal das gleiche wieder an. Da wir früh dran waren, sicherten wir uns den besten Zeltplatz und bekamen im Verlauf des Nachmittags überraschenderweise immer mehr Deutsche Klänge zu hören. Neben einem Biker aus Nürnberg, traf ein österreichisches Pärchen sowie eine Familie aus der Schweiz ein. Abends bestellten wir eine Pizza und machten es uns in der Küche des Hostels gemütlich. Der Wind nahm mit jeder Stunde leider mehr und mehr zu und als wir ins Zelt schlüpften, blies er schon ordentlich. Während der Nacht wachten wir mehrfach auf und waren uns nicht sicher, ob das Zelt standhalten würde. Zweimal gingen wir raus und zogen die Schnüre nach. Der Wind rüttelte unermüdlich an allen Seiten des Zeltes – letztlich hielt es aber Stand und wir erwachten gegen 8 Uhr mehr oder weniger bereit für den Tag, nach einer Nacht mit wenig Schlaf. Ein Call nach Hause munterte unsere Stimmung aber schnell wieder auf und schon waren wir wieder auf der Piste. 400 Kilometer weiter die Ruta 40 entlang gen Norden. Die Straße heute bestand zum größten Teil aus Asphalt, was die Fahrt deutlich angenehmer und bequemer machte. So rollten wir abends in Los Antiguos ein – einem traumhaft gelegenen Grenzdorf, direkt am Lago Buenos Aires – dem zweitgrößten See Argentiniens, der zum Teil jedoch bereits auf chilenischem Staatsgebiet liegt. Von hier aus sind es noch 3 km bis zur Grenze und die chilenischen Anden thronen schneebedeckt bereits auf der anderen Seite des Sees. Bei Sonnenschein eine Traumkulisse, die einen magisch anzieht. Wir fanden einen Platz auf dem öffentlichen Campingplatz von Los Antiguos und machten noch einen Dorfspaziergang, inklusive Abendessen, bevor wir spät heiß duschten und uns, aus der Erfahrung der letzten Nacht, sicherheitshalber in die Gaucha zum Schlafen zurückzogen. Die Nacht war deutlich besser und so schliefen wir bis nach 9 Uhr, ehe uns die Sonnenstrahlen weckten. Im Dorf wurde gefrühstückt und eingekauft und dann ging es ab in den Nationalpark Patagonia. Der Eingang war nur eine Viertelstunde von Los Antiguos weg und bestand aus einer ehemaligen Estancia, auf der vor allem Schafe gehalten wurden. Neben den Stallanlagen gab es auch eine kleine „Matera“ – ein kleines rundes Haus, wo man sich früher zum gemeinsamen Mate-Trinken versammelt hatte. Der Nationalpark wurde erst 2019 gegründet und dient dazu, die Hochebene zu schützen, auf der es im Winter viel schneit, woraus sich viele kleine Lagunen bilden, an deren Ufer die seltenen Enten „Maca Dobiano“ nisten. Wir erkundigten uns über die Wanderwege und wählten eine schöne 16 km Rute hinauf zum „Cerro La Calle“. Wind, Sonne und Wolken begleiteten uns die ersten 6 Kilometer bis zum Puesto Cisne, von wo aus es nochmals zwei Kilometer bergauf ging. Der Hinweis der Parkrangerin, dass hier Pumas gesichtet wurden, gab uns dann doch zu denken und so hielten wir stets Ausschau. Oben angekommen wurden die Felsformationen ihrem Namen „die Straße“ gerecht und wir kamen durch einen beeindruckenden Mini-Canyon – ein idealer windgeschützter Lunchplatz. Anschließend genossen wir noch die Aussicht und machten uns auf den Rückweg zur Gaucha. Trotz dunkler Wolken blieben wir trocken, legten einen Stopp zum Abendessen ein und machten es uns für eine weitere Nacht auf dem Campingplatz gemütlich. Bis um 12 Uhr hielten wir uns wach, denn es stand Marinas Geburtstag an. Feliz Cumpleanos! =)